Luzifer tritt vor Gott

Wer fühlen will, muss hören:

Durch endlose Weiten ohne Glanz oder Zeiten, schreitet bekleidet von Lichtglanz ein Mann
Sein Haupt leicht gebeugt und in tiefen Gedanken, doch aufrecht im Herzen, geht er voran
So steht er dann, im Kreis der Gewalten, seinen Schöpfern und Vätern, den Weisen und Alten
„Es geht um deine Kinder. Die halben Lichtgestalten. Warum willst du sie wie arme Tiere halten?“

Gott spottet: „Warum glaubst Du, dass sie so sein wollen wie Du?“
„Sich frei zu entscheiden um zu zweifeln immerzu?“
„Ich habe die Menschen geschaffen zu leben und nicht dafür, nach Hohem zu streben!“
„Ohne Scham oder Angst, um an nichts zu verdriessen, schuf ich ein Paradies, ihre Lust zu geniessen!“

„So ist‘s doch verdriesslich und schier ungeniesslich, dass sie nichts davon wissen, sich entscheiden zu müssen
Denn sie sind nicht frei und ihr Wert einerlei. Sie sind nichts als nur Puppen
Gleich der himmlischen Heere, dienen sie nur deiner Ehre und preisen dich ständig, fromm und unbändig
Wie unfehlbar du bist. Wie gerecht, gut und heilig. Oh, wie selbstlos von dir und wie furchtbar langweilig.“

Wohl gibt‘s keine Zeit in dieser Welt ohne Weiten, doch für eine Sekunde oder Ewigkeiten
Gab‘s kein Lob oder Ruhm seiner Heiligkeit. Für diese eine ewige Sekunde beherrschte nicht Gott,
sondern Schweigen, die Runde. Denn solche Anklagen, wurden noch nie vorgetragen
Keiner der Knechte des heiligen Herrn, hätte es jemals verstanden so etwas zu wagen.

Den Engeln und Seraphim, Monstern und Cherubim, die Gott sich geschaffen, als mächtige Waffen
Stockte der Atem, was jetzt wohl geschähe? Ob Satan nun endlich sein Ende sehe?
Jetzt kann der Schöpfer sein Werk nicht mehr formen, hat Gott sich versklavt an die eigenen Normen
Welch grandioser Gedankengang, durchfuhr es die himmlischen Heere bang

„Luzifer, Luzifer – ich schätze dich sehr! Denn nichts, was ich schaffe, kommt von ungefähr
Freiheit und Wert, acht‘ ich nicht als verkehrt. Und aus Liebe und Verständnis,
schuf ich den Baum der Erkenntnis. Nichts, was Du siehst, ist freiwillig hier, drum schuf ich dich zur Hilfe mir
Zweifel nicht daran, denn kein Gott kann etwas anderes erschaffen, als willfährige Affen“

So stand Luzifer vor Gottes Thron. Wie ein Händler ohne Waren, wie ein vorlauter Sohn
„Dann werde ich gehen, Adam zu sehen. Nur du musst mir versprechen, dein Wort nicht zu brechen!
Denn jetzt kommen Zeiten voll Sehnsucht und Mord – Dein Paradies wird ein schrecklicher Ort!
Und mir wird man sagen, ich bringe die Plagen. Mir fällt anheim der Böse zu sein!

„War es nicht eigentlich dein eigener Plan und nun kommst du zu mir und schickst dich an,
Mir erzählen zu wollen, wir tauschen die Rollen? Dass Du wärest der Schöpfer und ich der Verschlinger?
Schneide Dir nicht in die eigenen Finger – Ich bin hier Gott und Du nur ein Engel. Tu‘ was ich sage,
Dann gebe Ruh‘. Was ich entscheide ist meine Passion. Und wenn ich dich brauche, hol‘ ich dich schon!“

„Denn noch ist nichts Böses auf Erden vertreten. Es gibt weder kleines noch großes an Nöten
Erst muss dir gelingen dein Werk zu vollbringen, denn erst Mangel an Glauben öffnet die Augen
Und damit unser Mensch das Böse auch sieht, komme ich dir zu Hilfe für den Unterschied
Damit sie sich fürchten, um sich selber zu spüren, werd ich mit Flüchen das Böse erst schüren!“

© & ℗ Frank Barneföhr · Alle Rechte vorbehalten · Musik W. A. Mozart „Lacrimosa dies illa” zu deutsch: „Tränenreich ist jener Tag“ · Keine unerlaubte Kopie, auch nicht auszugsweise, ohne schriftliche Genehmigung des Verfassers.

6 Kommentare

  1. Draco, Draco!

    Wenn jemand zum Buch Hiob viel zu sagen hat, dann muss er schon mit hochgekrempelten Ärmeln durch die Welt gehen! Du versetzt mich nicht nur in großes Staunen, sondern auch in relative Ungeduld. Ich bin seeehr gespannt…aber Du hast recht: Wir verschieben das und sollten dieses Thema auch via normaloMail beackern 😉

    Ich freue mich riesig!

  2. zu 2. Ich denke nicht, dass du lispelst. Vielleicht habe ich auch was an den Ohren
    zu 4. Danke, es macht mir auch Spaß 😀
    .. ach und zu Hiob könnte ich auch noch viel sagen, aber das hebe ich mir für wann anders auf. Ich möchte jetzt nicht deine Seite zumüllen;)

  3. zu 1. Vielen herzlichen Dank! Insgesamt sind es 10 Kapitel und ich hoffe, dass ich noch weitere fabriziere, die Dir gefallen werden 😉

    zu 
2. ICH habe immer gedacht, ich würde lispeln. Ich bin immer auf der Suche nach Hilfe…you are welcome! Any time, any place!

    zu 
3.Das mit den Waffen erklärt die Offenbarung. Das Luzifer von den anderen schief angesehen wurde, wird am Anfang des Buches ‚Hiob‘ erklärt. Dort tritt er auf, nachdem er verbannt wurde. Luzifer kommt erneut und fragt, ob Hiob nicht nur deshalb ein treuer Diener Gottes ist, weil Hiob alles bekommt, was er braucht und mehr! Luzifer war also ein Querulant. Er hat dem Schöpfer vorgeworfen, dass seine Geschöpfe nur Marionetten waren, weil sie sich für gar nichts anderes entscheiden konnten, als für Gott. Und dann kommt er wieder an und stellt seine Politik in Frage. Ein Frevel! Da die ganzen Himmlischen Heere immer und allezeit damit beschäftigt sind die Heiligkeit Gottes zu preisen, sind solche Behauptungen natürlich ein Schlag in die Magengrube „Seiner Hoheit“. Man kann also davon ausgehen, dass die Mehrheit ein „endlich“ befürwortet hätte!
    Alles in allem sind dieses sehr zentrale Fragen. Aber Du kennst ja z.B. Theodizee. Und Hiob ist noch mal wieder eine Schippe drauf!

    4. Du machst mir Spaß!!! Deine Kommentare gefallen mir 🙂

  4. 1. Ich mag deine Entsehungsgeschichte sehr bzw. diesen Teil
    2. Ich finde, du hast eine angenehme Stimme und man kann ihr gut zuhören. Wobei ich aber finde, dass sich noch an manchen Stellen so ein Leierton einstellt, was häufig beim Lesen von Reimen passiert.
    3.“Den Engeln und Seraphim, Monstern und Cherubim, die Gott sich geschaffen, als mächtige Waffen
    Stockte der Atem, was jetzt wohl geschähe? Ob Satan nun endlich sein Ende sehe?“ – Warum denkst du, hat er sich ‚Waffen‘ geschaffen und wofür? Und wurde Luzifer von den anderen gehasst, da du das Wort ‚endlich‘ eingebaut hast?

  5. Von der Entstehungsgeschichte her, war dieses eigentlich der erste Text, den ich geschrieben habe, nachdem ich feststellte, dass mehrere Texte, die ich für oPhone geschrieben und die eigentlich als Liedtexte gedacht waren, zueinander passten.

    Wer die Schöpfungsgeschichte auch nur einigermaßen gut kennt, wird natürlich sofort bemerken, dass dieser Text einige ungewöhnliche und in dieser Form vorher nie dargestellte Gedankengänge birgt.
    Es würde mich freuen, wenn ich ein paar Kommentare darüber bekommen könnte!

    Wer Interesse an der Genesis hat, hier geht es lang: 1. Mose 1,1

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