Zeit soll unseren Geist beherrschen
Das Jahr soll unser König sein!
Wir geben, dass es herrschen kann
Ihm Stück für Stück vom Leben
Ein Jahr lügt uns mit Fortschritt an
Stillstand wäre Rückschritt
Doch weil es nichts als prassen kann
Fehlt immer der Gewinn
Ein Monat mag ein Herzog sein
Ein Konsul oder Kanzler
Doch keiner dieser hohen Herren
Bedenkt das Volk mit Gnade
Des Jahres zwölf Bedienstete
Sind allesamt nur Hurenböcke!
Besteigen ihre Hurenwochen
Wie notgeile Kalenderblätter
Die Brüste dieser faulen Dirnen
Sind prall gefüllt mit Mühe
Fünf ganze Tage saufen satt!
Danach zwei Tage ruhe
Wenn etwas unseren Geist beherrscht
Dann sind es eher Stunden
Durch sie werden wir immerzu
Von Tag zu Tag geschunden
Die Stunden sind die Arbeiter
Minuten ihre Kraft
Jede wird nach Menschenwillen
Gevierteilt und bestraft
Sie vegetieren viertelstündlich
In streng bewachten Zonen
Keine darf jemals entkommen
Ohne sich zu lohnen
Von jeder Stunde fordert man
In ihr soll sich das Werk vollenden
Der Zeitgeist schont die Sklaven nicht
Der Schwäche ihres Wesens wegen
Jede Stunde brodelt schier
Von tausenden von Maden
Es stinkt nach Tod, wenn Sekunden sich
Genüsslich an Minuten laben
Der Zeit geschundene Bedienstete
Dienen einem unglücklichen Haus
Das ist es, was uns beherrscht
Tag ein, Tag aus!
Doch wer ist der Erreger
Ohne den es alles anders wäre?
Das Kebsgeschwür dieser Gesellschaft
Betriebswirtschaftslehre!
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